Es ist ja oftmals so, dass sich Menschen insbesondere dann für ein Unternehmen zu interessieren beginnen, wenn sie mit anderen Menschen aus diesem Unternehmen in persönlichen Kontakt kommen. Anders gesagt: Menschen wollen mit Menschen reden, nicht mit Organisationen. Leider stehen aber immer noch zu oft die Organisationen im Vordergrund der Begegnung. Und so steht beispielsweise die unternehmensspezifische Standortfrage einer ehrlichen und sympathischen Vermarktung im Wege. „Wir sind schon ein toller Arbeitgeber. Unsere Fluktuation ist gering, unsere Mitarbeiter bescheinigen uns hohe Zufriedenheit, das Management ist nahbar…aber unser Standort ist ein Problem.“ So heißt es dann oftmals.
These: Angst vor vermeintlichen Nachteilen verschleiert die Arbeitgeberattraktivität
Insbesondere viele mittelständisch geprägte Unternehmen haben Schwierigkeiten, Bewerber an deren Standort zu locken. Sicherlich ist Berlin attraktiver als Murrhardt im Schwäbischen. Also versucht man an anderer Stelle aufzutrumpfen und die Standortfrage unter den Teppich zu kehren. Kann man machen. Aber mit Persönlichkeiten muss man sich eben auseinandersetzen. Das tun auch Bewerber. Und passen Persönlichkeiten zusammen, egal wo sie „wohnen“, dann ziehen sie auch zusammen. Und die right potentials sind es ja, mit denen wir eine Liaison eingehen wollen. Also sollte man zu seinem Standort stehen und ganz bewusst damit umgehen.
Vorschlag: Verbindung von Personal- und Standortmarketing macht die Not zur Tugend
Mut zur Lücke und Hand aufs Herz: Wer sagt, wie es ist, und das vermeintlich Negative charmant zum Positiven kehrt, ist ehrlich und gewinnt Herzen. Sicher, es ist nicht zu ändern, dass Murrhardt nicht Berlin ist. Aber das Kulturfestival „Sommerpalast“, die Murrlichtspiele, eine Klavierakademie, die Villa Frank, der Limes, der Naturpark mit Freibad und Waldsee oder das Kulturhaus Klosterhof klingen doch auch nicht schlecht. Und bei 192 Einwohnern pro Quadratkilometer und 55% Waldanteil bleibt viel Luft zum Atmen, zum Bewegen und zum Wohlfühlen. Wer das nicht will, kommt sowieso nicht.
Also ran an den Standort: Warum nicht das Stadtmarketing mit den Interessen als Arbeitgeber verbinden. Warum nicht mit einer Kommune an einem Tisch sitzen, und positive Aspekte des Standortes betonen und in einer gemeinsamen Aktion vermarkten. Schließlich profitieren alle vom Zuzug neuer Fachkräfte. Und weil Sprache verbindet, lässt sich der Lokalkolorit hier bestens anwenden. Wie das Ganze ausgesprochen charmant aussehen kann, zeigt diese schöne Stellenanzeige.
Persönlichkeiten sind eben interessanter als formale Attraktivitätsfaktoren. Und das Bekenntnis zu den eigenen Ecken und Kannten zeugt von Selbstbewusstsein.
Oder wie sehen Sie das?