Zweibahnstraße Videobewerbung

Teenager, männlich, nimmt einen Selfie auf

 

Die Diskussion um die Generationen, die zaghaften Versuche des adäquaten Umgangs mit deren Kommunikationsverhalten, die aufkeimenden Angebote in Bezug auf das daraus resultierende Mediennutzungsverhalten – die Anzeichen für eine neue Form der Ausschreibung und Bewerbung sind vielerorts sichtbar. Mittendrin: Das Video als zentrales Kommunikationsformat.

These: Das Imagevideo als Recruitnginstrument ist ein Missverständnis.

Noch immer sehen viele Unternehmen in Videos  Hochglanzformate, die für Imagezwecke eingesetzt werden und in der Regel nur für viel Geld und konzeptionellen Aufwand zu haben sind. Spätestens wenn Drehbücher geschrieben werden, um potenziellen Mitarbeitern ein klares, positives Bild des attraktiven Arbeitgebers zu verkaufen, sollten die Alarmglocken schrillen. Nicht, dass Drehbücher unsinnig wären. Sie schießen jedoch am Ziel vorbei. Und das heißt nicht Werbeeffekt sondern Authentizität. Das zeigt auch die kurze Diskussion des großartig inszenierten aber nur eingeschränkt verständlichen Personalmarketingvideos vom Axel Springer Verlag bei einer Veranstaltung des BDZV und VBZV rund um die Anwerbung junger Digitaler. (Mitschnitt der Veranstaltung, Diskussion ab Minute 37:00)

Was Unternehmen heutzutage tatsächlich zu verkaufen haben, ist nicht mehr der Job an sich, sondern die Art und Weise wie man ihn ausübt. Und hier liegt die große, oftmals ungenutzte Chance des Videos als Brückenschlag zwischen Arbeit und Unternehmenskultur. Weil der Mensch im Rahmen der Kommunikation nachweislich über 70% der relevanten Informationen aus Gestik und Mimik, sprich aus dem Verhalten seines Gegenüber bezieht, ist das Video für die zeitversetzte Kommunikation von Mensch zu Mensch das facettenreichste Medium. Zudem vereint es zwei wichtige Faktoren: es wird einerseits dem Mediennutzungsverhalten junger Generationen gerecht, ohne auf der anderen Seite in die Falle der schnellen und bruchstückhaften Messagingformate zu tappen, wie Sie bei Facebook, Twitter, WhatsApp, Tumblr und Co zu finden ist.

Vorschlag: Die Videobewerbung in zwei Richtungen.

Wie im Interview von Jörg Buckmann zu lesen, hat Prof. Jäger herausgefunden, dass Stellenanzeigen mit integrierten Videos deutlich mehr Aufmerksamkeit und Interaktion erfahren, als ihre statischen Pendants. Und das insbesondere bei namentlich unbekannten Unternehmen. Ein Grund mehr also insbesondere für den starken oft aber unbekannten Mittelstand, sich mittels Video von der menschlichen Seite zu zeigen und als Kollege, Recruiter oder Führungskraft persönlich beim Bewerber vorzustellen. Und im Gegenzug Videobewerbungen der Interessenten zuzulassen.

Hannah Weyer von der Firma Viasto berichtet im Zuge einer Webconference von HR Networx zum Thema Employer Branding und Recruiting (ab Stunde 04:10:00) im Januar dieses Jahres, dass zeitversetzte Videointerviews sogar zu einer objektiveren Einschätzung eines Bewerbers führen, als das persönliche Gespräch. Somit dient die Videobewerbung im Sinne der Eignungsprüfung sogar der Effizienzsteigerung.

Bleibt das Argument, Videos seien teuer, oder die Befürchtung, Mitarbeiter vor der Kamera glatt und austauschbar oder gar ungelenk und hölzern. Hier gibt es eine einfache Formel: Lassen Sie zu. Geben Sie dem Regisseur und den agierenden Mitarbeitern Raum und lassen das Video geschehen. Wie überzeugend das Ergebnis ausfallen kann, zeigt ein Video über einen Malermeister, der nach Auskunft des Regisseurs ausgesprochen aufgeregt war. Und im Nachgang mit diesem Video künftige Auszubildende spielend von seinem Unternehmen überzeugen konnte. Sechzigsekünder dieser Art kosten mitunter weniger als eine Anzeigenschaltung, sind vielfältiger einsetzbar und verkörpern mehr Arbeitgeberattraktivität als stumme Online- oder Offlinbekundungen oder aufwendige audiovisuelle Inszenierungen zur Imagesteigerung. (Siehe dazu auch www.recruvis.de)

Warum das funktioniert? Weil Menschen vordergründig nach Funktionen suchen, tiefgründig aber nach anderen Menschen, mit denen sie gerne arbeiten wollen. Und genau deshalb sollten Videos in beide Richtungen eingesetzt werden.

Oder wie sehen Sie das?

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