„Fast 200 Arbeitgebersiegel gibt es in Deutschland“ schrieb die Personalwirtschaft in ihrem extra Heft 05/2014. Manche davon sind sicher für die Einschätzung der Arbeitsrealität intern wie extern hilfreich. Aber 200?! Selbst wenn dort die zahlreichen gegenseitigen Auszeichnungen hochkarätigen Outputs aus den Personalmarketingabteilungen oder von deren Dienstleistern bereits eingerechnet sind – puh.
These: Interne Optimierung ist besser als externes Schuklterklopfen.
Schon vor Jahren wurde Arbeitgeberauszeichnungen in externen Fokusgruppen mit Studierenden der Anstrich erkaufter Werbewirksamkeit angeheftet.* Die jungen Zielgruppen sind sicher nicht offenherziger in Sachen Werbung geworden und entscheiden selbst, was relevant und glaubwürdig ist und was nicht. Soll nicht heißen, dass alle Zertifizierungen und Lobpreisungen unnütz wären – Ehre wem Ehre gebührt. Aber die Flut an Anbietern und das Dickicht der Siegel konterkariert die ursprüngliche Absicht: Transparenz bezüglich der Arbeitsrealität zu schaffen.
Bleibt die Frage der Perspektive. Wer bewertet eigentlich? Geht es um Arbeitgeberattraktivität, wird meist externe Marktforschung betrieben. Respektive eingekauft. Das bedeutet, Menschen verleihen Arbeitgebern Attraktivität, die sie nicht kennen. Sie kennen allenfalls die Marke, respektive das vermittelte Image. Vermutlich würde keiner der Befragten ein Auto kaufen, weil es ein anderer empfiehlt, der es noch nie gefahren ist.
Geht es um herausragendes Personalmarketing oder Recruiting, bewerten häufig Gremien aus Personalern und Dienstleistern/Beratern. Also bewertet die Branche sich selbst.
In Summe findet jeder Arbeitgebertopf seinen Auszeichnungsdeckel. So wie nahezu jedes Unternehmen marktführend ist (im Segment innerhalb einer Region bezüglich einer Subbranche) gehört bald jeder Arbeitgeber in irgendeine Top 100 Liste. Wer aber möchte sich bei hundert Unternehmen bewerben?
Da wäre es doch stimmiger, man kehrt vor der eigenen Türe. Gute Personaler wissen um Soll und Haben ihrer Arbeitsrealität.
Wenn sie dafür sorgen, dass es intern rund läuft, und darüber berichten, dann bekommt der Markt sein Signal. Verstärkt durch positiv gestimmte Botschafter – die eigenen Mitarbeitenden. Dagegen erscheint so manches Auszeichnungsprocedere und Schultergeklopfe unstimmig.
Oder wie sehen Sie das?
* Basierend auf eigens durchgeführten Fokusgruppen und entsprechend durch den Auftraggeber erwünschten Fragen.